10 YEARS AFTER – Sri Lanka

 

Von 1983 bis 2009 bekämpften sich in Sri Lanka die Liberation Tigers of Tamil Eelam und die Armee der singhalesischen Regierung in einem blutigen Bürgerkrieg.
Bis zu 100.000 Menschen wurden getötet und unzählige flohen.

Erst am 18. Mai 2009 erklärte die sri-lankische Regierung die tamilischen Rebellen für besiegt und den Krieg für beendet.
Seit dem steigt der Tourismus in dem Inselstaat stetig. Dabei wirken dir Folgen des Bürgerkrieges immer noch nach.
Was ist also in dem beliebten Reiseziel von den Spuren des Bürgerkrieges nach fast zehn Jahren Frieden noch zu finden?
Eine fotografische Spurensuche im Norden Sri Lankas.


DIE VERTRIEBENEN

 

Aus Angst vor einem weiteren Bürgerkrieg und um die
tamilische Bevölkerung besser kontrollieren zu können,
siedelte die sri-lankische Regierung zahlreiche Militärbasen in
die Gebiete der Tamilen. Viele Menschen verloren dadurch
von heute auf morgen ihr Land, ihre Häuser und ihre
Lebensgrundlage, sofern sie Fischer waren oder ihr Land
bewirtschaftet haben. Für die Vertriebenen wurden an
anderen Orten neue Siedlungen gebaut. In diesen 3-Zimmer-
Häusern wohnen 2 bis 13 Personen, ihre Bewohner*innen
arbeiten meist als Tagelöhner, kommen gerade so um die
Runden und haben Angst, erneut von ihrem neuen Heim
vertrieben zu werden.
Keerimalai ist ein kleiner Ort auf der Halbinsel Jaffna an der
nördlichen Spitze Sri Lankas und hier befindet sich eine
der größten „Displaced-Villages“.

 

Zu den Bildern


MUTTER VON MULLAITIVU

 

In dem Distrikt Mullaitivu stößt man immer wieder auf die offensichtlichen Spuren des Bürgerkrieges. Am Straßenrand stehen zerbombte Häuser und an beinahe jeder Wand sind Einschusslöcher zu sehen. Ebenda befindet sich der Ort Mullivaikkal, der am Ende des Bürgerkrieges zum blutigen Schauplatz eines großen Massakers wurde. Hier war die sichere Zone, in der die fliehende, tamilische Zivilbevölkerung sich in Sicherheit wog. Doch im Mai 2009 stand auch die „None-Fire-Zone“ unter Beschuss und über 40.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Nicht weit von Mullivaikkal entfernt, in Mullaitivu Town, steht das Gasthaus „White House“, direkt am Strand mit 5 Gästezimmern, die selten gebucht werden. Amma ist 74 Jahre alt, ihr gehört das „White House“. Amma bedeutet auf tamilisch Mutter und so wird sie von jedem in diesem Fischerdorf genannt. Mit der Hilfe ihres Adoptivsohns, Morris, hält sie das Gasthaus in Ordnung und kümmert sich liebevoll um die wenigen Gäste. Da die Touristenbranche in diesem Teil Sri Lankas nicht viel Geld einbringt, züchtet Morris Kaninchen um sie zu verkaufen.

 

Zu den Bildern


DIE VERMISSENDEN

 

Viele Menschen vermissen seit dem Bürgerkrieg Familienmitglieder.
Die meisten sind Frauen, die nach ihren Ehemännern und/oder Kindern suchen. Niemand weiß, ob die Verschwunden noch leben oder tot sind. Mit Protestcamps und Demonstrationen möchten die Vermissenden an die Aufmerksamkeit interationaler Organisationen gelangen, die Druck auf die sri-lankische Regierung ausüben können. Ihre Forderung lautet: Die Menschen, die seit dem Krieg, ohne Verfahren in Gefängnissen sitzen, frei zu lassen und Antworten auf die Fragen, was mit ihren Kindern passierte und wo ihre Männer sind.

 

Zu den Bildern


ANNALAXMI

 

Annalaxmi Ussen ist 52 Jahre alt und fünffache Mutter.
Im Juli 2003 wurde ihr Mann an einem Checkpoint bei Vavuniya verhaftet. Weder der Grund der Verhaftung noch in welchem Gefängnis er sitzen soll, wurden geklärt. Ein paar Wochen vor Kriegsende eskalierte die Gewalt im Norden Sri Lankas, weshalb Annalaxmi mit ihren Kindern in die „None-Fire-Zone“ in Mullivaikkal floh. Doch auch dort wurden die Zivilisten mit Granaten beworfen.
Als das Ende des Bürgerkrieges nahte, stand die Mutter mit ihren Kindern erneut am Checkpoint in Vavuniya, um nach Hause zu kehren. Die Soldaten dort trennten Annalaxmi von ihren Söhnen Ravi und Sawesh, angeblich für eine medizinische Untersuchung. Die Mutter wurde gezwungen, mit ihren Töchtern nach Hause zu gehen und dort auf ihre Söhne zu warten. Seit über zehn Jahren wartet Annalaxmi auf ihre Rückkehr.

 

Zu den Bildern